Donnerstag, 17. Juni 2010
Luo (stam)
owuor, 18:49h
Die Luo sind ein Volk am Victoriasee in Kenia, Uganda und Tansania, dem etwa 5,7 Millionen Menschen (nur in Kenia) angehören. In Kenia sind sie nach den Kikuyu und den Luhya die drittgrößte Ethnie. Sie gehören zu den Niloten und sind damit ethno-linguistisch verwandt mit den Acholi, den Kalendjin und den Massai. Ihre Sprache heißt ebenfalls Luo oder Dholuo und gehört zu den nilotischen Sprachen.
Die Luo sind eines der wenigen Völker Kenias, die keine Beschneidung praktizieren: Sie beschneiden weder ihre Mädchen noch ihre Jungen, was sie in den Augen vieler anderer Ethnien auch politisch diskreditiert. Dafür gab es früher den Brauch, bei der Initiation die vorderen Schneidezähne auszubrechen. Entstanden ist dieses Ritual wohl, da Wundstarrkrampf unter den Luo weit verbreitet war. Durch das Ausbrechen der Schneidezähne konnte der Erkrankte trotz starr verschlossenem Kiefer über ein Röhrchen mit Nahrung und Flüssigkeit versorgt werden. Diese Praxis ist heute aber nicht mehr üblich.
Die Verbindung zum Boden hat eine sehr zentrale, emotionale und in früheren Zeiten auch gesellschaftsprägende Bedeutung. Land wird innerhalb der Familie nach streng festgelegten Regeln vererbt, die die Lebensgrundlage aller Mitglieder sicherstellen sollen. Dabei herrschte die Auffassung, dass das Land nicht nur den Lebenden gehört, sondern auch von den Geistern der Verstorbenen, sowie den kommenden Generationen bewohnt wird. Folglich war es auch nicht verkäuflich oder verpachtbar: Die einzige Möglichkeit, es Fremden zur Verfügung zu stellen, war, es ihnen auf deren Bitte hin gratis zur Nutzung zu überlassen, auch dies nach klaren Regeln, auf bestimmte Zeit und mit eindeutigen Rechten des Nutznießers. Wer keinerlei Land besitzt, hat bis heute einen gesellschaftlich schwierigen Stand, und es wird als sehr belastend empfunden, als Luo kein Stück Heimaterde zu besitzen, auf dem man dereinst begraben werden kann.
Die Luo-Gesellschaft war traditionell bemerkenswert egalitär aufgebaut. So besaß im Prinzip jeder den gleichen Zugang zu den Ressourcen, lediglich das Alter und besondere Weihen wie die von Heilern und Hellsehern garantierten einen höheren Rang. Noch heute wird das Alter hoch geachtet. Der Mensch wird als ein Leben lang lernend und veränderbar betrachtet, was sicher auch die Offenheit für Bildungsangebote und eine hohe Mobilität begünstigt.
Bis heute ist es durchaus noch üblich, dass die Luo in polygamen Ehen leben. So kann ein Mann mehrere Frauen haben, um höheres Ansehen zu erlangen (viele Frauen zeugen von Wohlstand) oder auch, um eine Frau zu entlasten, wenn sie zu alt zum Kinderkriegen geworden ist. Weiterhin sind die Luo als hervorragende Musiker bekannt.
Von Chelsea J. Miller
Die Luo sind eines der wenigen Völker Kenias, die keine Beschneidung praktizieren: Sie beschneiden weder ihre Mädchen noch ihre Jungen, was sie in den Augen vieler anderer Ethnien auch politisch diskreditiert. Dafür gab es früher den Brauch, bei der Initiation die vorderen Schneidezähne auszubrechen. Entstanden ist dieses Ritual wohl, da Wundstarrkrampf unter den Luo weit verbreitet war. Durch das Ausbrechen der Schneidezähne konnte der Erkrankte trotz starr verschlossenem Kiefer über ein Röhrchen mit Nahrung und Flüssigkeit versorgt werden. Diese Praxis ist heute aber nicht mehr üblich.
Die Verbindung zum Boden hat eine sehr zentrale, emotionale und in früheren Zeiten auch gesellschaftsprägende Bedeutung. Land wird innerhalb der Familie nach streng festgelegten Regeln vererbt, die die Lebensgrundlage aller Mitglieder sicherstellen sollen. Dabei herrschte die Auffassung, dass das Land nicht nur den Lebenden gehört, sondern auch von den Geistern der Verstorbenen, sowie den kommenden Generationen bewohnt wird. Folglich war es auch nicht verkäuflich oder verpachtbar: Die einzige Möglichkeit, es Fremden zur Verfügung zu stellen, war, es ihnen auf deren Bitte hin gratis zur Nutzung zu überlassen, auch dies nach klaren Regeln, auf bestimmte Zeit und mit eindeutigen Rechten des Nutznießers. Wer keinerlei Land besitzt, hat bis heute einen gesellschaftlich schwierigen Stand, und es wird als sehr belastend empfunden, als Luo kein Stück Heimaterde zu besitzen, auf dem man dereinst begraben werden kann.
Die Luo-Gesellschaft war traditionell bemerkenswert egalitär aufgebaut. So besaß im Prinzip jeder den gleichen Zugang zu den Ressourcen, lediglich das Alter und besondere Weihen wie die von Heilern und Hellsehern garantierten einen höheren Rang. Noch heute wird das Alter hoch geachtet. Der Mensch wird als ein Leben lang lernend und veränderbar betrachtet, was sicher auch die Offenheit für Bildungsangebote und eine hohe Mobilität begünstigt.
Bis heute ist es durchaus noch üblich, dass die Luo in polygamen Ehen leben. So kann ein Mann mehrere Frauen haben, um höheres Ansehen zu erlangen (viele Frauen zeugen von Wohlstand) oder auch, um eine Frau zu entlasten, wenn sie zu alt zum Kinderkriegen geworden ist. Weiterhin sind die Luo als hervorragende Musiker bekannt.
Von Chelsea J. Miller
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